Um etwas mehr Zeit im Schloss verbringen und das Frühstück in Ruhe genießen zu können, haben wir uns noch am Vorabend dazu entschieden, die heutige Etappe nicht vollständig auf dem R1 zu absolvieren und so etwa 25 Kilometer zu sparen. Nach den gestrigen Strapazen mit dem Gegenwind wollten wir so außerdem die Beine etwas schonen. Eine Weise Entscheidung wie sich herausstellen sollte.
Nach dem ausgiebigen Frühstück haben wir als erstes mit den beiden 9 Wochen alten Bulldoggen Charlie und Billy gespielt, die von einem Paar aus Kanada in der Umgebung vom Züchter abgeholt wurden. Very international und very cute 🙂
Danach rollten wir entspannt los und stellten fest, dass das Flüsschen, an dem der R1 vom Schloss aus entlang führen würde, über die Ufer getreten und Teile des Weges nicht passierbar waren. Die erforderliche Umleitung führte uns kilometerweit bergauf über einen schmalen Kopfsteinpflasterweg. Oben angekommen traf uns ein alter Freund, der Gegenwind. Im Laufe des Vormittags plusterte der sich immer weiter auf, so dass wir teilweise sogar bergab kräftig in die Pedale treten mussten, um einigermaßen voran zu kommen. Bei einer Pause an einem kleinen Imbiss erzählte uns die Bedienung, dass es auf unserem Platz kurz zuvor ein Spiegelei vom Teller geweht hatte!
Nach der Pause stellten wir zum Glück fest, dass das Kopfsteinpflaster die Sicherung von Phils vorderer Bremsscheibe losgerüttelt hatte und konnten das notdürftig beheben bevor etwas passierte.
Wir verließen im Anschluss den R1 und wechselten auf die Landstraße. Hatten wir den Gegenwind erwähnt? Kilometer um Kilometer gerade Straße, keine Bäume, Sonne satt und das einzige das wir tun konnten, war die Zähne zusammenzubeißen und zu trampeln. Besonders erfreulich an dieser Abkürzung war der Zwischenstop in Quedlinburg – eine Bilderbuchaltstadt, die wir irgendwann noch einmal mit mehr Zeit und ohne Räder besuchen wollen.
Hinter Quedlinburg begann dann die Harzer Bergwelt, die wir zuvor aus de Ferne hatten näher kommen sehen. Mit den Bergen verabschiedete sich der Gegenwind, dafür konnte man man nun sehen, warum man in den kleinsten Gang wechseln musste und wie lange es noch dauert bis man oben ist. So strampelten wir uns von Tal zu Tal bis ins schöne Thale. Dort erwartete uns das Gasthaus Königsruhe an der Bode, das man nur zu Fuß oder eben auf dem Rad erreichen kann.
Idyllisch gelegen am rauschenden Fluß mit Steinbrückchen über den Abgrund und steilen Felswände als Panorama bezogen wir unser Doppelzimmer und begaben uns dann in den zugehörigen Biergarten, in der Hoffnung dass es auch ein oder zwei fleischlose Gerichte außer Pommes geben würde. Was sollen wir sagen, es gab ein sensationelles veganes Schnitzel mit Pilzrahm, wie wir es selbst im Friedrichshain noch nicht gefunden haben. Genau das richtige nach dieser sportlichen Etappe!
Im Anschluss an das wohlverdiente Wohlfühlessen wartete dann nur noch der Tatort und eine große Mütze Schlaf, damit wir fit sind für die morgige Strecke am Harz entlang.