Laut Plan wollten wir um neun Uhr das erste Mal frisch in die Pedale treten. Allerdings stimmte das nicht ganz mit den Öffnungszeiten der Post überein, so dass wir die Abfahrt von der Haustür um eine Stunde nach hinten schieben mussten. Kein Problem, wir sind ja flexibel!
Leider reichte die Zeit vor der Reise nicht aus, um für Anni einen neuen Sattel auszusuchen und einzufahren. Daher entschlossen wir uns, dem kurzfristig kurz vorm Ruhestand stehenden Exemplar ein letztes Abenteuer zu gönnen. Allerdings mit dem leicht mulmigen Gefühl, dass das auch für Annis Hintern ein (ungeplantes) Abenteuer werden könnte. Wäre es mit neuem unbekannten Sattel aber auch gewesen, von daher…
Die ersten Meter bei bestem Fahrradwetter und auf bekanntem Terrain rollten aber einwandfrei. Lediglich die tiefen Matschpfützen am Teltowkanal zeugten von den Weltuntergangsregengüssen der letzten Tage und Wochen. Dann meldete sich aber doch die Stimme im Kopf und meinte, dass da am Po eventuell was zwickt, also anhalten, Tape suchen, Riss im Sattel abkleben und wieder aufsitzen. Besser!
Nach grandiosen 15 Kilometern waren wir gerade auf dem Königsweg (einer geraden Schotterpiste durch den Wald zwischen Zehlendorf und Babelsberg), da knallte es plötzlich und Phil verspürte einen leichten Luftzug am Bein… Der Hinterreifen hatte sich verabschiedet, erster Platten der Tour nach einer Stunde. Glückwunsch, das ist Rekord. Hier zahlte sich aber die grandiose Vorplanung der Packstrategie sowie die praktische Erfahrung von diversen vorhergehenden Reifenpannen aus: das Problem wurde in Ruhe und kürzester Zeit professionell behoben.
Nächster Halt war dann „Das Haus am See“ in Ferch am Schwielowsee. Hier gab es nach 40 Tageskilometern zur Halbzeit ein Radler zum Salätchen. Ab Ferch rollten wir offiziell auf dem Europaradweg R1, was eine geschlossene Asphaltdecke durch brandenburgische Wälder bedeutete – so waren auch die nächsten 44 Kilometer ohne größere Probleme zu bewältigen.
In Bad Belzig bezogen wir Quartier in einer Pension über einer Eisdiele – zu dieser Eisdiele gehört eine Hausbrauerei, die der Brandenburger Bierstraße angehört, perfekte Wahl!
Um den Hunger zu stillen entschieden wir uns gegen den exotischen Bürgerhof und für die lokalen Spezialitäten: das indische Restaurant Anokha. Zurück im Biergarten wollten wir ursprünglich ein weiteres Pils verköstigen, aber das gemütliche Zimmer und das wohl verdiente Bettchen riefen lauter – ok vorher haben wir noch schnell diesen Bericht verfasst, aber jetzt geht’s ab ins Bett!