Etappen 8 & 9 / Freckenhorst – Dortmund / 95km

Ab Freckenhorst wartete eine flache Etappe durchs Münsterland auf uns. Entsprechend flüssig verflogen die ersten dreißig Kilometer bis in die Tatort-Stadt, wo wir nach dem obligatorischen Schnappschuss am Dom eine ausgiebige Pause in einem Studentenkaffee gegenüber vom Titus einlegten.

Hier in Münster endete außerdem unsere Reise auf dem Europaradweg R1 und wir wechselten die Himmelsrichtung gen Süden. Die nächste Pause verbrachten wir nach weiteren 30 Kilometern am Wasserschloss Westerwinkel, wo zwei Pfauen durch den Biergarten wandelten, um Krümel der hervorragenden belgischen Waffeln abzustauben.

Die letzten 15 Kilometer bereiteten ebenfalls keine Probleme, so dass wir den Abend wie geplant in Werne bei einem schönen Abendessen mit Philipps Oma und Opa verbringen konnten.

Am nächsten Morgen schüttete es wie aus Eimern, weshalb wir auch den Vormittag noch bei den Großeltern verbrachten, bevor wir uns auf den Weg nach Dortmund machten, um den 95. Geburtstag von Annis Oma zu feiern. Natürlich nicht, ohne zuvor auf dem Weg auch Philipps anderen Großeltern noch einen Kurzbesuch abzustatten.

In Dortmund angekommen, wurde bis spät in die Nacht gegrillt, getrunken und gelacht – ein würdiges Finale der ersten Hälfte unserer Radreise.

Etappe 7 / Detmold – Freckenorst / 89km

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel zogen wir die Regenjacken an und machten uns wieder auf den Weg. Tatsächlich hatte unsere persönliche Wetterschneise heute ein paar Tropfen für uns dabei, allerdings immer erträglich und nie von langer Dauer. Warm wurde uns trotzdem, denn wer zuvor die Abfahrt bei der Anreise genossen hatte, der musste anschließend auch wieder aus Detmold herausklettern – der Morgen begann also erneut sportlich.

Mit dem Wald ließen wir dann aber nach zehn Kilometern auch endgültig die Berge hinter uns und auch der Gegenwind hielt sich in den jetzt wieder weiteren Landschaften in Grenzen, so dass unsere Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich zunahm. Zur Belohnung gab es Gebäck in Vörden nach den ersten 30 Kilometern und Eiskaffee nach 60 Kilometern in Harsewinkel (laut Ortseingangsschild „die Mähdreschestadt“ dank Firma Claas).

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Etappe 6 / Bevern – Detmold / 67km

Von Bevern aus ging es zunächst nach Holzminden an der Weser, wo wir mit dem Fluss auch die vierte Landesgrenze überquerten und ab jetzt in Nordrhein-Westfalen radelten. Die ersten zehn Kilometer verliefen optimal zum Warmfahren in der Ebene und hübsch gelegen am Fluss entlang.

Die nächsten zehn Kilometer bescherten uns dann einen langen Anstieg durch Ausläufer des Weserberglands. Oben angekommen hatten wir uns ein frühes Radler und eine schmackhafte Pfifferlingssupe redlich verdient. Im Biergarten in Vörden, das zum Kreis Höxter gehört, welcher wiederum dem Landkreis Westfalen-Lippe zuzuordnen ist, zu dem auch der Kreis Unna gehört, vernahmen wir daher auch erstmals den vertrauten Klang des heimischen Dialekts und fühlten uns sofort zuhause.

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Etappe 5 / Langelsheim – Bevern / 90km

Alter Verwalter, das war ein ganz schöner Brocken! Auch wenn wir den Harz heute hinter uns gelassen haben, verabschiedete er uns mit zwei gepfefferten Anstiegen in der ersten Hälfte des heutigen Marathons.

Ansonsten war es eine recht unspektakuläre Tour. Nach einem nächtlichen Gewitter und den aktuellsten Wetterprognosen hatten wir anfangs die Befürchtung, dass wir einen Großteil des Tages in Regenkleidung bestreiten müssten – dem war aber zum Glück nicht so. Irgendwie folgte uns ein persönliches Sonnenloch und die dunklen Regenwolken blieben am Horizont. Der erste Anstieg und die zugehörige Abfahrt erfolgten noch auf nassen, schotterigen Waldwegen im Harz, der zweite dann immerhin auf Asphalt durch bäuerliche Weiden und Felder.

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Etappe 4 / Thale – Langelsheim / 69km

Da die Dichte an Bäckern in Reichweite des Gasthaus Königsruhe eher dürftig ist, freuten wir uns über das angebotene Frühstück vor Ort. Die anschließende Prozedur aus Tasche packen, Sonnencreme und Poposchutz auftragen, anziehen und Räder beladen ist in der kurzen Zeit schon zu einer gut funktionierenden Routine geworden, so dass wir zeitig abfahrbereit waren. Wir versprachen der herzlichen Gastgeberin, einmal mit mehr Zeit im Gepäck wieder zu kommen und Wanderwege sowie Therme zu erkunden, und radelten los.

Auf den ersten Kilometern fühlten wir uns immer wieder wie in den Voralpen: viel Fachwerk, Hügel bewachsen mit Wiesen und Wäldern, ein ständiges auf und ab. Die Anstiege kamen uns weniger anstrengend vor (ist das etwa schon ein Trainingseffekt?) und die anschließenden Abfahrten zauberten uns jedes Mal ein breites Grinsen ins Gesicht.

Den ersten Zwischenhalt hatten wir für Wernigerode geplant. Bei der Anfahrt durch eine offenbar sozial schwächere Vorstadt fiel uns ein offen zur Schau gestellter Rechtsradikalismus auf, den wir so schon lange nicht mehr sehen mussten. Deutschlandfahnen an den Fahrrädern, Nazimucke aus den mobilen Lautsprechern, Tattoos und Kleidung mit entsprechender Symbolik, aber Montagmittags nichts besseres zu tun haben als auf einer Parkbank Dosenbier zu trinken. Einfach dumm und traurig.

Wir entschieden uns jedenfalls noch etwas weiter zu fahren und erst in einem kleineren Ort nach einem Eiscafé Ausschau zu halten. Der erste Versuch beim idyllischen Klosterzentrum Drübeck schlug fehl, da hier montags Ruhetag ist. Ein paar Kilometer weiter kommt aber das ebenfalls sehr idyllische Ilsenburg. Hier kauften wir als erstes einen neuen Ersatzschlauch beim lokalen Mountainbikehändler und ließen auch schnell die Sicherung der Bremsscheibe mit dem richtigen Werkzeug fest ziehen (die erforderlichen 40 Newtonmeter schafft man mit den Fingerkuppen dann doch nicht). Danach gab es einen Joghurtbecher spezial und einen Krokantbecher zu Mittag.

Der R1 hätte uns offiziell noch mindestens zwei steile An- und Abstiege auf Schotterpisten beschert und die anschließenden Passagen im Wald waren in keinem guten Zustand, wie uns zwei Holländer bestätigten, die uns entgegen kamen, da sie die Lektion mit dem Gegenwind aus westlicher Richtung im Sommer bereits gelernt hatten. Wir wichen also erneut von der offiziellen Route ab und kraxelten stattdessen auf asphaltierten Radwegen und Abschnitten der „Straße der Romantik“ in Richtung Niedersachsen.

Kurz nach der Grenzüberqzerung ins vierte Bundesland und somit kurz vor Goslar wunderten wir uns, warum die Anwohner so unheimlich viel Sperrmüll auf den Gehwegen plaziert hatten, bis uns klar wurde, dass diese Gegend vor wenigen Tagen noch überschwemmt gewesen war, als eine Talsperre wegen der starken Regenfälle übergelaufen war. Diese Erkenntnis war irgendwie sehr surreal, denn heute schien die Sonne, die Bäche plätscherten dahin und der Marktplatz in der Goslaer Altstadt sah aus wie geleckt. Beinahe unvorstellbar, dass hier knietief schlammiges Wasser stand.

Von Goslar aus rollten wir entlang einer weniger malerischen Landstraße hinab bis nach Langelsheim, wo wir wieder auf den R1 trafen, auf dem es auch morgen wieder weiter in Richtung Nordrhein-Westfalen geht. Für heute war aber erst einmal Schluss. Der einzige geöffnete Italiener „Da Nico“ war zum Glück ein echter Volltreffer und so besiegelten wir den vierten Tag mit grandioser Pasta.

Morgen steht wieder eine längere Tour im Routenplaner, da wir die schönen Harzer Berge größtenteils bereits bewältigt haben und wir ja jetzt trainiert sind. Also geht es jetzt besser mal ab ins Bett.