Die letzten Tage

Nach einer kalten Dusche (diese muss beim wild stehen ausgenutzt werden) beschlossen wir einer kuriosen Sensation einen Besuch abzustatten – einem (un-)echten Ufo-Landeplatz, an dem ein maßstabsgetreues Denkmal errichtet wurde. Die Betonskulptur liegt versteckt in einem kleinen Wäldchen und nach der Ankündigung im Reiseführer waren wir fast ein wenig enttäuscht ob der nicht besonders beeindruckenden Größe. Aber die Kreise, die das Hauptobjekt umgeben, sollen den Landeplatz markieren, so dass man sich das tatsächliche Ausmaß der Kopie im Maßstab 1:8 besser vorstellen kann.

Im Anschluss kletterten wir mit Irma eine kleine Anhöhe hinauf nach Mölle, ein Abstecher der sich lohnt! Die Fahrt führt durch eine sehr schöne Landschaft und bietet tolle Ausblicke, bevor man am Parkplatz des malerisch gelegenen Leuchtturms Kullens Fyr ankommt. Abends beim Sonnenuntergang auf einem freien Stellplatz in Rydebäck hatten wir den Albtraum von Göteborg fast schon wieder vergessen und statt Fluchtgefühl gab es nach diesem schönen Tag schon wieder so etwas wie Urlaubsgefühl.

Nach der dritten Nacht dämmerte uns, dass wir in Berlin zum jetzigen Zeitpunkt auch nichts anderes hätten tun können als in Schweden und weil der Platz auf dem wir standen so entspannt war, beschlossen wir etwas für uns zu tun – und zwar nichts. Ohne Handy, Tablet und Laptop kamen wir richtig ins Relaxen. Wir machten einen langen Spaziergang, kochten, tranken ein (paar) Bierchen und gingen im Meer baden, denn die Sonne lachte für uns in Rydebäck – wir waren immer noch im Urlaub!

Mit dem guten Gefühl, wieder Herr und Herrin der Lage zu sein, planten wir nun die Rückkehr nach Berlin. Etwas früher als ursprünglich geplant, aber so bliebe uns Zeit, die arbeitsnotwendige Elektronik neu zu beschaffen und einzurichten, bevor für Anni das neue Schuljahr began. Wir buchten also eine Fähre für die Nacht und verbrachten den Tag mit der gemütlichen Fahrt gen Trelleborg. Wir hatten uns gegen den Landweg über Dänemark entschieden, da wir der durstigen Irma die zusätzlichen Kilometer und uns die Zeit im Auto ersparen wollten.

Es war ein schöner, ereignisloser Tag für den letzten schwedischen Abschnitt auf unserem Roadtrip. Am späten Abend rollten wir dann auf die Fähre und bezogen eine kleine, etwas herunter gekommene Kajüte mit fragwürdigem Preis-Leistungs-Verhältnis. Allerdings konnten wir uns auch nicht vorstellen, die letzte Nacht in einem unbequemen Sessel zu verbringen, bevor es am nächsten Morgen auf die Autobahn ginge, von daher würden wir es vermutlich wieder so machen oder eben über Dänemark fahren – mit intaktem Motor versteht sich.

Die Ankunft in Rostock verfolgten wir vom Außendeck, fasziniert davon, wie nah man mit dem großen Schiff den kleinen Häuschen am Ufer kam. Ganz zu schweigen von dem riesigen Kreuzfahrtdampfer, der an uns vorbei geschleppt wurde, um in die weite Welt aufzubrechen.

Da wir Angst hatten, den Motor endgültig zu ruinieren, planten wir auf dem Heimweg eine längere Pause im gemütlichen, uns bestens bekannten Waren an der Müritz ein. Dort frühstückten wir gemütlich, testeten ein paar potentielle neue Smartphones für Anni und genossen die Sonne am See.

120 Kilometer vor Berlin holte uns dann die Realität ein. Mitten auf der Landstraße fühlte ich einen stechenden Schmerz in der Schulter und schrie auf. Anni fragte panisch, was los sei und rief ich solle anhalten. Dies ginge nicht, schließlich seien wir auf der Landstraße, gab ich zurück, als mich ein zweiter Schmerz in der Hüfte durchfuhr. Ich brüllte erneut auf, Anni drohte, die Handbremse zu ziehen und brachte mich zur Vernunft – ich fuhr an die Seite. Meine Frau entkleidetet mich mitten auf der Landstraße und so fanden wir eine Wespe als Ursache (Anni dachte ich hätte einen Herzinfarkt) und ich bekam ein wenig Angst, weil nicht ganz klar ist, ob ich auf Wespenstiche grundsätzlich allergisch reagiere oder nur ab und zu.

Ersthelferin Anni band mir mit ihrem Lieblingstuch, gut eingeschmiert mit Contramutan zwei Kühlakkus an den  Körper – es lebe die elektronische Kühlbox! Den Rest der Fahrt absolvierten wir bei fast geschlossenen Fenstern bei 37 Grad Außentemperatur und ich oberkörperfrei wie das schlechte Klischee eines mittfünfzigjähringen Campers, dafür aber ohne weitere Zwischenfälle bis zur Haustür in Berlin.

Froh wieder zu Hause sein, fielen wir nach einer ausgiebigen Streicheleinheit für unsere Langohren Manni und Rosi und einem sehr langen Tag ins Bett und träumten vom Sonnenuntergang am Meer.

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